Sorbische Ostereier
Seit dem Mittelalter werden Ostereier geweiht, verschenkt, auf Äcker und Saaten gebracht zum Schutz vor Unwetter oder für eine kommende ertragreiche Ernte in die erste Garbe gebunden.
Anfangs war in Osteuropa das goldene Ei am verbreitetsten, wogegen in West- und Mitteleuropa rotgefärbte Eier üblich waren. Die rote Farbe war eine Erinnerung an das vergossene Blut Christi.
Aus der Abgabepflicht der Zinseier entwickelte sich im 16. und 17. Jhd. der Brauch des Eierschenkens. Liebende bedachten einander mit roten Ostereiern. Patenkinder erhielten drei bunt gefärbte Eier, wobei die 3 zum einen für die Familie: Vater, Mutter und Kind steht oder als Symbol der Dreifaltigkeit für Feuer, Wasser und Luft bzw. für Gottvater, Sohn und heiliger Geist.
Auch bei Völkern, die das Osterfest nicht feiern, spielt das Ei mit seiner vollendeten, faszinierenden Form als Kunstobjekt eine große Rolle. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind dabei sehr vielfältig von dem Bekleben mit Stroh, Trockenblumen oder Binsen, Bemalen mit Farben, Verzieren in Handarbeitstechniken bis zu Durchbrucharbeiten und vieles andere.
Alle vier in der Lausitz üblichen Techniken des Ostereierverzierens: die Wachsbatik-, die Wachsbossier-, die Kratz- und die Ätztechnik werden vorgestellt. Besucher sind herzlichst zum Schauen, zu Fachsimpeleien mit den ca. 30 Volkskünstler/Innen aus der Schleifer Region und der Lausitz, zur Unterhaltung beim bunten Folkloreprogramm und natürlich auch zum Kaufen an den Marktständen des Handwerker- und Bauernmarktes eingeladen.
Jedes Patenkind erhält in seinem Patengeschenk, zu dem auch die geflochtene Ostersemmel, Pfefferkuchen und ein Obolus für die Sparbüchse gehören, drei dieser reich verzierten Ostereier zusammen mit guten Wünschen für Gesundheit, Glück und Wohlergehen bis zum nächsten Osterfest. Die Ostereier sind gekocht und werden selbstverständlich von den Kindern verzehrt. Nur Patenkinder, die jünger als ein Jahr sind, erhalten drei rohe, weiße Eier.
Beim Waleien rollen Kinder ihre bunt verzierten Eier eine schiefe Ebene hinunter und versuchen, ein bereits unten befindliches Ei zu treffen, was mitunter recht viel Geschicklichkeit erfordert.
Von Mitternacht bis zum Ostersonntagmorgen, wenn die Kirchenglocken läuten, gehen Frauen und Mädchen zum Ostersingen durch ihr Dorf. Gesundheit und Schönheit verspricht das Osterwasser, welches junge Mädchen am Ostersonntagmorgen vor Sonnenaufgang, schweigend aus einer klaren Quelle, die von West nach Ost fließt, schöpfen.
Hausherren, deren Hoftor beim Zampern verschlossen blieb oder deren Töchter noch nicht verheiratet sind, müssen in der Osternacht mit Schabernack rechnen.